Archiv Presseartikel

Münchner Merkur über das Programm „Organisiertes Versprechen“:
Glasklare Ansage
Sympathische Wortverdrehereien des Duos „Creme Bavarese“

[…] Die beiden Wortedrechsler, die sich je nach Szene selbst mit Gitarre und Akkordeon begleiteten, kamen über Politik, ,einen rasend schnellen Flughafen-Transfer bis hin zu lokalen Themen. […] Und sie machten glasklar die Farbe der Sitzbezüge im Bundestag aus, „denn da sitzt ja kaum jemand drauf“. Gewählte Worte im wahrsten Sinn, im deutschen Service-Dschungel unzähliger Hotlines, war ebenfalls ein dankbarer Punkt. Ferdinand Maurer sang mit seinem Kollegen ein Lied auf die Arbeiter im Schlachthof, die pro Stunde immerhin 750 Tiere zu töten haben.

Bayerisch-philosophische Weisheiten, aus dem Dickicht täglicher Versprechungen gezerrt, ans Licht der Kritik gebracht und verbal serviert – wie ein gutes Dessert.

 

Süddeutsche Zeitung über das Programm „Boogie & Kabarett“:
Scharfe Zungen und flinke Finger
Creme Bavarese glänzt in Markt Schwaben mit Boogie Woogie, Ottfried Fischer und Selbstironie

Markt Schwaben – „Vielen Dank für Speis’ und Trank, nur a Preiß’ is rank und schlank“. Mit ihrer ganz eigenen Interpretation von „Großer Gott wir loben Dich“ eröffnete das Trio Creme Bavarese seinen ersten gemeinsamen Boogie- und Kabarettabend in der Markt Schwabener Wolfsmühle.

Vom Transrapid über die Gesundheitsreform bis zur Servicewüste Deutschland sangen und witzelten sich die Schauspieler Sebastian Schlagenhaufer und Ferdinand Maurer durch’s aktuelle Zeitgeschehen. Am Piano ergänzte Jazzmusiker Christian Kappl den Abend mit flottem Boogie Woogie.

„Wir Raucher teeren nicht nur unsere Lungen, sondern auch eure Straßen“, resümierte Sebastian Schlagenhaufer in seiner Ansprache über die Bedeutung der Tabaksteuer. Ähnlich keck fragt Maurer in seiner Parodie der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt: “Was muss ich Ihnen eigentlich noch aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen streichen, damit Sie endlich auf Ihre Gesundheit achten?“ In Acht nehmen sollten sich das Publikum ab jetzt auch vor dem Terrorismus: Denn als der Konservative aus einer der Nummern des Trios von zwei Nazis verprügelt wird, schimpft er: „Da muss der Staat einen doch warnen, dass Terroristen sich so gut tarnen“. Komisch und kritisch, nachdenklich und bissig, so beschreiben die jungen Bayern ihr Musik- und Nummernkabarett selbst. Und genau so präsentierten sie sich am Freitag vergangener Woche bei ihrer Premiere. Dass Schlagenhaufer und Maurer bereits Erfahrung im Improvisationstheater gesammelt haben, kam ihnen dabei nur zugute.

Zwischen den Solonummern und den gemeinsamen Liedern der Kabarettisten, die sich selbst mit Akkordeon und Gitarre begleiten, galoppierte Kappl mit flinken Fingern über die Klaviatur seines Pianos und sang zuweilen dazu.

Dabei machte es ihm die Leistung seiner Kollegen nicht einfach, in der ungewöhnlichen Kombination von Boogie und Kabarett zu glänzen. Mit Klassikern wie Elvis Presleys „Jailhouse Rock“ und andern Boogie-Stücken hielt er das Publikum zwar bei Laune, die euphorischen Zugabe-Rufe galten aber wohl eher den beiden bajuwarischen Spaßmachern. Die machten sich ohne Scheu auch über sich selbst lustig, und als Maurer nach einer grandiosen Ottfried-Fischer-Imitation beim Genmais-Song seine Stimme in bisher unerreichte Tonhöhen schraubte, war klar:
Von dieser „Creme Bavarese“, da hätt’ma gern an Nachschlag.

 

Münchner Merkur über das Programm „Boogie & Kabarett“:
Mit der Pille kommt die Stille

Markt Schwaben – Wo einst Getreide lagerte, steht jetzt ein rotes Sofa, wo sonst Biokost in vielfältiger Form angeboten wird, sitzen jetzt rund 60 Zuhörer, um sich an den Weltbetrachtungen des Trios Creme Bavarese zu ergötzen. Die Premiere ihres Programms „Boogie & Kabarett“ war so erfolgreich, dass sie spontan in die Wolfmühle zur Zusatzvorstellung einluden, und wieder war das Haus voll.

Es klingt etwas seltsam, wenn sie zur getragenen Melodie des Kirchen-Klassikers „Großer Gott wir loben Dich“ einen fetzigen Abriss über bayerisches Kulturgut abliefern, wenn sie dabei nicht nur ihre eigenen Landsleute verbal abledern, auch die „Preißn“ kriegen ihr Fett ab.

„Public Schwitzing“, das öffentlich zur Schau gestellte Workout im Fitness-Studio wird in die Mangel genommen und nach seinem Gesamt-Lebens-Wert durchleuchtet: “Kommt die investierte Zeit denn hinten auch wieder raus?“ Doch das Kabarett-Duo zeigt Alternativen auf, das „Virtuell Private Schwitzing“, also das Herumgehopse vor der Glotze. Sie imitieren gekonnt die Gesundheitsministerin mit ihrer Persiflage einer U-Bahn-Fahrt zur Haupt-Schnupfenzeit, sie arbeiten kritisch das Doping-Problem im Radsport auf, fragen nach dem Sinn von „Naabtal-Spastik“ in der Musikwelt oder der Flächenzementierung bayerischer Wiesen durch große Möbelhäuser, ziehen das Zukleistern von Windschutzscheiben geparkter Autos mit Werbemüll durch ihren würzigen Wort-Kakao. Selbst vor großen Vorbildern in der Welt des Schmunzelns machen sie nicht Halt: Ob Ottfried Fischer („der Mann mit dem Hang zu roten Stühlen“), Herbert und Schnipsi oder Bruno Jonas, sie alle müssen sich die Häme der Youngsters gefallen lassen. Und in einem sind sie sich einig: „Wir brauchen dringend eine Abwrackprämie für Ottos alte Friesen-Witze“.

Gar nicht witzig finden sie die rückgängige Geburtenrate, haben aber eine Erklärung dafür: „Wenn man dank Viagra – durch privates Dopping quasi – kleine Kinder macht, schafft das nur Probleme, niemand will die Kleinen wirklich haben“. Den Tipp zur Abhilfe haben sie auch parat: „Mit der Pille erkauft man sich die gewünschte Stille…“

Dass vor allem Politiker sich gerne von einstig großmundig vorgetragenen Statements entfernen („sie handeln schnell, dafür ohne Plan“) untermalen sie mit Geräuschen einer Ziehharmonika – „Die lässt sich auch gut zurückzieh’n“.

Überhaupt Musik: Was der dritte Mann, Christian Kappl, an scharfen Tönen aus seinem Piano klopft kann sich hören lassen. Sein mitreißender Boogie-Woogie-Sound animiert selbst müde Zuschauer zum Mitwippen, seine Fingerakrobatik ergänzt hervorragend die Worteskapaden seiner Verbal-Kollegen. So geht der Zuhörer mit einem wirklich guten Gefühl nach Hause.

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